Künstlergespräch mit Garth Erasmus

Im Rahmen der Ausstellung
Sand !Hū Sand

Foto: Lindsey Appolis


Music & Talk 
Montag, 12. September 2022, 18 Uhr

Künstlergespräch mit Garth Erasmus (Khoi Khonnexion)
Moderation: Stefan Schneider (mapstation)
Begleitet von Peter Thiessen (Kante)

Im Anschluss gibt es Musik von und mit den Podiumsgästen.

Kunsthaus Hamburg
Eintritt frei.

Videodokumentation


Garth Erasmus ist bildender Künstler, Musiker, Audio-Künstler, Aktivist, Gemeindearbeiter und Instrumentenbauer. Er studierte bildende Kunst an der Rhodes University in Grahamstown, Südafrika. In den 1980er Jahren war er Teil der künstlerischen Anti-Apartheid-Bewegung und trug dazu bei, mehrere aus den Townships heraus entstandene Organisationen zu etablieren, die Kunst als Waffe politischer Arbeit verstanden. Erasmus ist Mitbegründer der einflussreichen Künstlergruppe Vakalisa und der Greatmore Street Artists Studios. Die Arbeiten von Erasmus entstehen vor dem Hintergund der Gegenwart und Geschichte der indigenen Bevölkerung Südafrikas, den KhoiSan, denen er angehört. Er hinterfragt die hegemonialen und auf Exklusion beruhenden Konstruktionen der „coloured identity“, die auch nach dem Ende der Apartheid nachwirken. Durch seine Beschäftigung mit vorkolonialer Geschichte eignet er sich indigenes Wissen neu an – den für seine Arbeit zentralen „musical bow of the KhoiSan“, wie er in ethnologischen Museen zu finden ist, verwandelt er in ein elektrifiziertes hypermodernes Werkzeug. Als Musiker spielt er in mehreren Improvisations- und Free Jazz-Ensembles und ist Mitbegründer der aktivistischen Musik- und Poetry-Gruppe Khoi Khonnexion. Seine Arbeiten waren bereits international ausgestellt und sind Teil der Johannesburg Art Gallery, dem Smithsonian Museum of African Art, USA, sowie dem Artscape Theater und dem Robben Island Museum, Kapstadt.

Stefan Schneider lebt in Düsseldorf. Von 1988 bis 1993 absolvierte er ein Studium der Fotografie bei Prof. Bernd Becher an der Kunstakademie Düsseldorf und schloss dieses als Meisterschüler ab. Seit 1994 arbeitet er im Bereich der elektronischen Musik. Er ist Gründungsmitglied der Bands Kreidler (1994 – 1999) und To Rococo Rot (1995 – 2014). Musikalische Zusammenarbeit u.a. mit Joachim Roedelius (Cluster), Dieter Moebius (Cluster), Bill Wells, Arto Lindsay, Sofia Jernberg, Natascha Sadr-Haghighian, Katharina Grosse, und Susanna Gartmayer. Solowerke veröffentlicht er unter dem Namen mapstation. Er hat Albumproduktionen auf Labels wie Mute, Domino, City Slang, Staubgold, Bureau-b und TAL herausgebracht. Auf Einladung des Goethe Instituts Nairobi und der UNESCO hat er seit 2011 umfangreiche Feldaufnahmen von traditioneller Volksmusik in Kenia produziert. 2016 startete er das Plattenlabel TAL. Schneider ist außerdem als Kurator tätig (RUHRTRIENNALE 21 und 22 – WEGE PROJEKT – Audioguide durch die Stadt Duisburg und ihren Innenhafen. THEATER DER WELT Festival, Düsseldorf 2021 – Neun Musikveranstaltungen mit Musikern aus Japan, Griechenland, Kenia, USA, Belgien, Venezuela, Brasilien. HOMBROICH : RAKETENFESTIVAL 2022 – Festival für elektronische und experimentelle Musik auf der Museumsinsel Hombroich, Neuss. MANCHMAL ARTET ES IN MUSIK AUS – eine Ausstellung über Conrad Schnitzler (1937 – 2011) in der Kunsthalle Düsseldorf).

Im Zentrum der Arbeit von Peter Thiessen steht das Verhältnis von Klang und Musik zu Sprache. Textlich behandelt er Zustände des „Zwischen“, des Geisterhaften, Spektralen und Zombifizierten. Für Sand !Hū Sand hat er eine Reihe Musikstücke entwickelt, die sich mit dem größten uns bekannten Haufen Sand beschäftigen – dem Planeten Mars. Mit den auf dem Mars vorkommende Materialien Sand, Metall, Trockeneis und Wasser hat er einen spekulativen Soundtrack komponiert, bei dem die Handlungsmacht unbelebter Materie hörbar wird. Thiessen ist Sänger, Songwriter und Gitarrist der Hamburger Band Kante und war von 1997 bis 2002 Bassist der Band Blumfeld. 


Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung Sand !Hū Sand statt, die noch bis zum 2. Oktober 2022 im Kunsthaus Hamburg besucht werden kann. Darin beschäftigen sich in internationaler Zusammenarbeit bildenden Künstler*innen und Musiker*innen mit dem Material Sand und verwenden es als Medium für die Auseinandersetzung mit den Spuren der Kolonialgeschichte und ihren jeweils unterschiedlichen Zugängen zur Welt. Die Akteur*innen des Projektes haben vor diesem Hintergrund im Kunsthaus Hamburg einen Raum geschaffen, an dem sich flüchtige Sounds, Stoffe sowie textile und mineralische Bilder in einer räumlichen und akustischen Installation zur Landschaft verweben. Im Rahmen dieser raumgreifenden Installation finden Performances, Workshops, Gespräche und Konzerte statt, hier wird aber auch während der Ausstellung geprobt, produziert oder improvisiert.Von Garth Erasmus sind neben einem Zyklus von Sandbildern eine Reihe von Bogeninstrumenten zu sehen, die er teils in Südafrika, teils vor Ort in Hamburg geschaffen hat.


Weitere Veranstaltungen

Ausstellungsrundgänge
Donnerstag, 22. September 2022, 18 Uhr

Mineral Performances
Donnerstag, 15. September 2022, 18 Uhr
Tsarab mâs (Dust’s Standing) von Xhoes
Null (Mars & Moon) Trockeneis-Performance von Peter Thiessen, mit Glen Arendse, Garth Erasmus, Ruth May
Digging Deeper von Nik Duric

The Cosmology of the Bow
Samstag, 17. September 2022, 14 Uhr
Bogenbau-Workshop (Garth Erasmus)
Vortrag: Musical bow of the Khoisan (Glen Arendse)
Bow Ensemble Improvisation

Sand Concert
Samstag, 24. September 2022, 20 Uhr
Khoi Khonnexion (Kapstadt)
Kuru (Windhoek/Berlin/Hamburg) – Special Guest: Renu Hossain
Kreidler (Düsseldorf/Berlin)
Songs aus The House of Falling Bones (Mit Musikern von Khoi Khonnexion & Kante, Nik Duric, Ruth May, Xhoes)


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