The Cosmology of the Bow

Im Rahmen der Ausstellung
Sand !Hū Sand

Foto 1: Anja Beutler | Foto 2: Paul Grendon


Bogenbau Workshop & Vortrag 
Samstag, 17. September 2022, 14 Uhr
Mit Garth Erasmus & Glen Arendse: The Cosmology of the Bow

Wir bitten um vorherige Anmeldung unter register@kunsthaushamburg.de
Kunsthaus Hamburg
Eintritt frei.


Die Arbeit von Glen Arendse und Garth Erasmus aus Kapstadt steht exemplarisch für den Versuch, sich von kolonialen Lasten zu befreien und ein anderes Verhältnis des Menschen zur Welt zu erforschen. In den noch immer nachwirkenden Kategorien des südafrikanischen Apartheidsregimes als „coloured“ identifiziert, fallen sie aus dem Raster dominanter Repräsentationen und sehen sich mit Stereotypen konfrontiert, die ihnen Kultur und Geschichte absprechen. In einer Geste der selbstbewussten Umwidmung dieser Zuweisungen identifizieren sie sich selbst als Khoi und damit als Nachfahren der „ersten Menschen“ – Sie verweisen damit auf eine vorkoloniale Vergangenheit jenseits einer auf Ethnie oder Rasse bezogenen Unterscheidung. Sinnbildlich dafür steht ihre Verwendung des „musical bow of the Khoisan“, einem einseitig bespannten musikalischem Bogen, den sie aus dem musealen Kontext in ein hypermodernes futuristisches Werkzeug verwandeln. Ursprünglich Jagdwaffe, und damit auch im Kontext schamanistischer Tier-Mensch-Beziehungen stehend, besteht seine musikalische Variante aus einem einsaitig bespannten Bogen mit einer Kalebasse als Resonanzkörper. Er wird gezupft, geschlagen oder gestrichen, in manchen Varianten auch geblasen. Der Bogen ist für Arendse und Erasmus zugleich das Instrument der Rehabilitation der „Hottentotten“ (wie die Khoisan von den Holländern und Deutschen in einer bis heute andauernden Geschichte der Verdrängung und Unterdrückung genannt wurden) wie auch Instrument universeller menschlicher Schöpfung.


Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung Sand !Hū Sand statt, die noch bis zum 2. Oktober 2022 im Kunsthaus Hamburg besucht werden kann. Darin beschäftigen sich in internationaler Zusammenarbeit bildenden Künstler*innen und Musiker*innen mit dem Material Sand und verwenden es als Medium für die Auseinandersetzung mit den Spuren der Kolonialgeschichte und ihren jeweils unterschiedlichen Zugängen zur Welt. Die Akteur*innen des Projektes haben vor diesem Hintergrund im Kunsthaus Hamburg einen Raum geschaffen, an dem sich flüchtige Sounds, Stoffe sowie textile und mineralische Bilder in einer räumlichen und akustischen Installation zur Landschaft verweben. Im Rahmen dieser raumgreifenden Installation finden Performances, Workshops, Gespräche und Konzerte statt, hier wird aber auch während der Ausstellung geprobt, produziert oder improvisiert.


Glen Arendse ist Lehrer, Trainer, Entwicklungsarbeiter, Aktivist. Als Musiker und Schauspieler ist er an einer Reihe von Theaterproduktionen beteiligt, u. a. am Theaterprojekt „Das Haus der herabfallenden Knochen“ (Kampnagel Hamburg, 2018). Arendse erforscht die dynamischen Verbindungen zwischen Improvisationskunst und Kultur als Medium in Lern- und Entwicklungsprogrammen. Er hat in lokalen Theaterproduktionen wie „Klarabelle gaan Kaaptoe“, „Crossing the waters clearing the air“, „Stonewords“, „Cry Rage“ und „Bittersoet Einde“ mitgewirkt und jammt gerne in der lokalen Jazz- und Alternativmusikszene. Gemeinsam mit Garth Erasmus und Jethrou Louw ist er Teil der Band Khoi Khonnexion.

Garth Erasmus ist bildender Künstler, Musiker, Audio-Künstler, Aktivist, Gemeindearbeiter und Instrumentenbauer. Er studierte bildende Kunst an der Rhodes University in Grahamstown, Südafrika. In den 1980er Jahren war er Teil der künstlerischen Anti-Apartheid-Bewegung und trug dazu bei, mehrere aus den Townships heraus entstandene Organisationen zu etablieren, die Kunst als Waffe politischer Arbeit verstanden. Erasmus ist Mitbegründer der einflussreichen Künstlergruppe Vakalisa und der Greatmore Street Artists Studios. Seine Arbeiten waren bereits international. Als Musiker spielt er in mehreren Improvisations- und Free Jazz-Ensembles und ist gemeinsam mit Glen Arendse und Jethrou Louw Mitbegründer der aktivistischen Musik- und Poetry-Gruppe Khoi Khonnexion.


WEITERE VERANSTALTUNGEN

Ausstellungsrundgänge
Donnerstag, 22. September 2022, 18 Uhr

Sand Concert
Samstag, 24. September 2022, 20 Uhr
Khoi Khonnexion (Kapstadt)
Kuru (Windhoek/Berlin/Hamburg) – Special Guest: Renu Hossain
Kreidler (Düsseldorf/Berlin)
Songs aus The House of Falling Bones (Mit Musikern von Khoi Khonnexion & Kante,
Nik Duric, Ruth May, Xhoes)


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