Sand Stories

Im Rahmen der Ausstellung
Sand !Hū Sand

Rosa Namises, Foto: Marianne Pletscher/21journal | Fotos: Sisters of the Soil (Oppieyaart)

Sand Stories 
Samstag, 10. September 2022, 15 Uhr

What sand has to say mit Garth Erasmus, Ruth May, Xhoes, Peter Thiessen
Mit Sisters of the Soil (Oppieyaart), Community Gardening Projekt aus Kapstadt, Südafrika &
Aio Da Go (We are grateful), Community Gardening Projekt aus Ovitoto, Namibia

Die Veranstaltung findet auf Zoom statt. Zur Anmeldung geht es hier.


Garth Erasmus, Ruth May, Xhoes und Peter Thiessen treffen bei diesem Gespräch mit zwei Community Gardening Projekten zusammen, denen die Künstler*innen auf ihrer Recherchereise nach Namibia und Südafrika begegnet sind. Im Gespräch werden Sisters of the Soil (Oppieyaart) aus Südafrika und Aio Da Go (We are grateful) aus Namibia über ihr Verhältnis zum Boden reden, auf und mit dem sie leben, über Umsiedlungen und Landaufteilung in Ländern, die stark geprägt sind von ihrer jeweiligen kolonialen Geschichte, und über die Wiederaneignung indigenen Wissens, um im konkreten Umgang mit sandiger Erde zu gärtnern.

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung Sand !Hū Sand statt, die noch bis zum 2. Oktober 2022 im Kunsthaus Hamburg besucht werden kann. Darin beschäftigen sich in internationaler Zusammenarbeit bildenden Künstler*innen und Musiker*innen mit dem Material Sand und verwenden es als Medium für die Auseinandersetzung mit den Spuren der Kolonialgeschichte und ihren jeweils unterschiedlichen Zugängen zur Welt. Die Akteur*innen des Projektes haben vor diesem Hintergrund im Kunsthaus Hamburg einen Raum geschaffen, an dem sich flüchtige Sounds, Stoffe sowie textile und mineralische Bilder in einer räumlichen und akustischen Installation zur Landschaft verweben. Im Rahmen dieser raumgreifenden Installation finden Performances, Workshops, Gespräche und Konzerte statt, hier wird aber auch während der Ausstellung geprobt, produziert oder improvisiert.


Das Gartenprojekt Aio Da Go (wir sind dankbar) von Visolela Rosalinda „Rosa“ Namises widmet sich der Wiederherstellung des indigenen Wissens über den Anbau und dem Aufbau einer nachhaltigen Selbstversorgung. Namises ist eine namibische Politikerin und Menschenrechtsaktivistin. Sie ist eine prominente Stimme zu Geschlechterfragen, Menschenrechtsverletzungen und Gewalt gegen Frauen und Kinder in Namibia. Sie ist sowohl Direktorin von Woman Solidarity Namibia als auch Direktorin des Dolam Residential Child Care Centre, einer Tagesstätte für gefährdete Kinder. Namises ist ehemalige Parlamentsabgeordnete, Gründungsmitglied und ehemalige Generalsekretärin der namibischen Oppositionspartei Congress of Democrats (CoD).

Sisters of the Soil ist Teil der Community Farmer’s Radio Show auf Bush Radio, Südafrikas ältestem Gemeinschaftsradiosender, zu dessen Gründungsteam Lucelle Campbell und Melissa Britz gehören. Oppieyaart ist ein gemeinschaftliches Gartenprojekt, das einen Raum für den Anbau, das Lehren und Lernen über Boden, Lebensmittel und Medizin schafft. Das Oppieyaart-Team besteht überwiegend aus Frauen aus Elsies River in Kapstadt, Südafrika und wurde von Campbell und Britz gegründet. Das gemeinsame Interesse am Anbauen und Pflanzen liegt dabei sowohl in Elsies River als auch in weiteren Gemeinden der Cape Flats. Oppieyaart schafft einen sicheren Raum in den Cape Flats, der die Menschen dazu inspirieren soll, etwas über Boden, Lebensmittel, Gesundheit und Gemeinschaft zu lernen und sich auszutauschen. Das Projekt will zu einer einfacheren und vernetzten Lebensweise ermutigen, die Nachbarschaft, Kinder und Tiere als gleichberechtigte Umwelt betrachtet. Die fortlaufende Idee, kleine Unternehmen in der Gemeinde zu unterstützen, kommt lokalen Produkten oder kleinen privaten Märkten zugute. In Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wird ein Raum des gemeinsamen Lernens geschaffen, in dem Wissen über den Anbau eigener Lebensmittel, das Bewahren und Tauschen von Saatgut mit anderen Teilnehmer*innen oder die Herstellung eigener Medikamente vermittelt werden kann. So versorgt der Gemeinschaftsgarten die Nachbarschaft mit Heilmitteln oder Immunboostern, Kräutertees und Rauchwaren. Die angebauten Pflanzen und Kräuter sind größtenteils einheimisch, denn Oppieyaart möchte ein Bewusstsein für eine nachhaltige Lebensweise für nachhaltige Gemeinschaften schaffen.


Garth Erasmus ist bildender Künstler, Musiker, Audio-Künstler, Aktivist, Gemeindearbeiter und Instrumentenbauer. Er studierte bildende Kunst an der Rhodes University in Grahamstown, Südafrika. In den 1980er Jahren war er Teil der künstlerischen Anti-Apartheid-Bewegung. Die Arbeiten von Erasmus entstehen vor dem Hintergund der Gegenwart und Geschichte der indigenen Bevölkerung Südafrikas, den KhoiSan, denen er angehört. Er hinterfragt die hegemonialen und auf Exklusion beruhenden Konstruktionen der „coloured identity“, die auch nach dem Ende der Apartheid nachwirken. Als Musiker spielt er in mehreren Improvisations- und Free Jazz-Ensembles und ist Mitbegründer der aktivistischen Musik- und Poetry-Gruppe Khoi Khonnexion. Seine Arbeiten waren bereits international ausgestellt und sind Teil der Johannesburg Art Gallery, dem Smithsonian Museum of African Art, USA, sowie dem Artscape Theater und dem Robben Island Museum, Kapstadt.

Ruth Mays Arbeiten übersetzen Stofflichkeit sowohl in die Oberfläche des Bildes als auch zurück in den Raum. May ist bildende Künstlerin, neben ihrer rein künstlerischen Tätigkeit gestaltet sie Kostüme, Bühnen und Plattencover für diverse Bands und Performance-gruppen und ist als Musikerin tätig. Sie studierte Freie Kunst an der HFBK Hamburg und war Gründungsmitglied der Akademie Isotrop. In ihrer künstlerischen Praxis arbeitet sie unter anderem mit Stoff und setzt sich sowohl mit der Beschaffenheit als auch mit der Semantik textiler Materialien auseinander. Als Musikerin (Geige) ist sie Teil unterschiedlicher Produktionen.

Nesindano Xhoes Namise arbeitet unter anderem als Stimmkünstlerin und forscht zu experimentellen Klängen, sowie zu „Oral History“ als geschichtswissenschaftlicher Disziplin. In ihren Spoken-Word-Performances setzt sie sich mit kulturellen Erinnerungsprozessen, Restitution von immateriellen Gütern und genderqueeren Fragestellungen auseinander. Namise ist Poetin, ihre Gedichte kombiniert sie mit Afro-Folk-Funk, Neosoul, Gesang und Akustikgitarre. Seit 2010 ist sie Mitorganisatorin von Spoken World Namibia, einer wachsenden Plattform für Performancepoesie in Nambia.

Im Zentrum der Arbeit von Peter Thiessen steht das Verhältnis von Klang und Musik zu Sprache. Textlich behandelt er Zustände des „Zwischen“, des Geisterhaften, Spektralen und Zombifizierten. Für Sand !Hū Sand hat er eine Reihe Musikstücke entwickelt, die sich mit dem größten uns bekannten Haufen Sand beschäftigen – dem Planeten Mars. Mit den auf dem Mars vorkommende Materialien Sand, Metall, Trockeneis und Wasser hat er einen spekulativen Soundtrack komponiert, bei dem die Handlungsmacht unbelebter Materie hörbar wird. Thiessen ist Sänger, Songwriter und Gitarrist der Hamburger Band Kante und war von 1997 bis 2002 Bassist der Band Blumfeld. 


WEITERE VERANSTALTUNGEN

Ausstellungsrundgänge
Donnerstag, 22. September 2022, 18 Uhr

Music & Talk 
Montag, 12. September 2022, 18 Uhr
Garth Erasmus (Khoi Khonnexion), Stefan Schneider (Mapstation), Peter Thiessen (Kante)

Mineral Performances
Donnerstag, 15. September 2022, 18 Uhr
Tsarab mâs (Dust’s Standing) von Xhoes
Null (Mars & Moon) Trockeneis-Performance von Peter Thiessen, mit Glen Arendse, Garth Erasmus, Ruth May
Digging Deeper von Nik Duric

The Cosmology of the Bow
Samstag, 17. September 2022, 14 Uhr
Bogenbau-Workshop (Garth Erasmus)
Vortrag: Musical bow of the Khoisan (Glen Arendse)
Bow Ensemble Improvisation

Sand Concert
Samstag, 24. September 2022, 20 Uhr
Khoi Khonnexion (Kapstadt)
Kuru (Windhoek/Berlin/Hamburg) – Special Guest: Renu Hossain
Kreidler (Düsseldorf/Berlin)
Songs aus The House of Falling Bones (Mit Musikern von Khoi Khonnexion & Kante, Nik Duric, Ruth May, Xhoes)


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