„…und eine welt noch“

„…und eine welt noch“

Eröffnung: Montag, 25. April, 19 Uhr
es sprechen Katja Schroeder und Miriam Schoofs

Führungen:
Donnerstag, 28. April + 19. Mai, 18 Uhr
Sonntag, 29. Mai + 26. Juni, 15 Uhr


Begleitprogramm:

Künstlergespräch mit Armin Chodzinski
Montag, 23. Mai, 18 Uhr

Kunstpioniere
SchülerInnen forschen und arbeiten zu der Ausstellung „…und eine welt noch“
Samstag, 28. Mai, 14 – 16 Uhr

Hanne Darboven – Schreiben zwischen den Dingen
Vortrag von Petra Lange-Berndt und Dietmar Rübel
Mittwoch, 1. Juni, 18 Uhr

I see words – Die Clairvoyantsche Poesie Hannah Weiners
Gespräch und Workshop mit Franziska Glozer
Montag, 6. Juni, 18 Uhr

Ausstellungskuratorin Miriam Schoofs im Gespräch mit Sigrid Sigurdsson
Montag, 13. Juni, 18 Uhr

How to Create a New Legal Identity
Workshop mit Heath Bunting
Donnerstag, 16. Juni, 14-18 Uhr
Freitag, 17. Juni, 10-14 Uhr


Die Ausstellung „…und eine welt noch“ im Kunsthaus Hamburg nimmt das Werk der herausragenden Künstlerin Hanne Darboven (1941 – 2009) als Ausgangspunkt, um aus der Perspektive einer jüngeren, internationalen Künstler*innengeneration die Aktualität und Relevanz ihres Schaffens zu untersuchen.
Abgesehen von einigen exemplarischen Arbeiten von Darbovens Weggefährten (unter anderem Almir Mavignier, Sol LeWitt und Lawrence Weiner) liegt der Fokus auf der Auswahl aktueller Positionen der zeitgenössischen Kunst, welche sich mit ähnlichen Fragestellungen und Strategien beschäftigen.

Die für Darboven charakteristische Verknüpfung von abstrakter, übergreifender Struktur und individueller Selbstverortung findet sich dabei sowohl in den Zeichenstrukturen, beispielsweise von Channa Horwitz oder Michael Müller, als auch in den Textarbeiten und Schreibsystemen von Fiona Banner, Irma Blank, Natalie Czech, den Zeitverläufen von Sigrid Sigurdsson oder der Geschichtsaneignung von Daniela Comani, Lia Perjovschi und Rayyane Tabet sowie in den Collagen des Zeitgeschehens und der Populärkultur von Isa Genzken und Robert Heinecken oder den enzyklopädischen, materialästhetischen Ordnungssystemen von Henrik Olesen und Joëlle Tuerlinckx wieder.

Darboven erlangte bereits zu Lebzeiten musealen Status und gehört zum Kanon der Minimal- und Konzeptkunst der 1960er und 70er Jahre. Gleichzeitig bleibt sie bis heute eine „Ausnahme-Künstlerin“ und inspiriert – trotz oder gerade aufgrund des hermetischen Charakters ihres Werks – eine junge Generation Kunstschaffender. Ihr Werk ist gekennzeichnet durch den Gegensatz von programmatischer Mechanisierung der künstlerischen Produktion einerseits und einer radikalen Rückbindung auf ihre eigene Biografie und Person andererseits. Hieraus entsteht ein Spannungsfeld, das mit dem Selbstverständnis der Konzeptkunst und ihrem Postulat einer Rationalisierung seit den 1960er Jahren unvereinbar scheint: Mit ihrer Handschrift und ihren Materialmontagen bringt Darboven zudem einen subjektiven Duktus in ihr konzeptuelles Werk, welcher buchstäblich die eigene Lebenszeit in die Arbeiten mit einschreibt, in der sie geschrieben wurden: „am burgberg – heute … und keine worte mehr … und eine welt noch“.

Sowohl durch die rationale Struktur ihrer medial vielschichtigen Arbeiten, als auch durch ihre diversen inhaltlichen Anknüpfungspunkte an Musik, Literatur und die Europäische Kulturgeschichte, verweist Hanne Darboven schließlich auf aktuelle künstlerische Strategien und Diskurse ästhetischer Wissensproduktion und -vermittlung.

Die Visualisierung von Zeit und Zeitgeschichte sowie das Sammeln, Auswählen und Neu-Anordnen von Wissen in Form von handschriftlichen Exzerpten, fotografischen, literarischen und journalistischen Dokumenten der Kulturgeschichte, bezeugen aufgrund ihres obsessiven Charakters und enzyklopädischen Ausmaßes den Versuch, der Informationsflut und dem vermeintlichen Chaos der (post-) modernen Welt ein eigenes Ordnungssystem entgegenzusetzen und sich individuell zu verorten.

Die Gruppenausstellung „…und eine welt noch“ umfasst eine große Bandbreite aktueller künstlerischer Strategien im Umgang mit Wissenssystemen und Zeitgeschehen. Dies sind zum Teil eigenständige Aufzeichnungs- und Erzählsysteme, die Untersuchung von zeitlichen Strukturen oder die material-ästhetische und multimediale Verknüpfung persönlichen Zeitempfindens mit Zeitgeschichte und Weltgeschehen.

Künstler*innenliste:
Georges Adéagbo & Alfredo Jaar, Ayreen Anastas & Rene Gabri, Anna Artaker & Meike S. Gleim, Fiona Banner, Irma Blank, Heath Bunting, Banu Cennetoğlu, Alejandro Cesarco, Armin Chodzinski, Daniela Comani, Martin Creed, Natalie Czech, Hanne Darboven, Cevdet Erek, Isa Genzken, Flora Hauser, Robert Heinecken, Ydessa Hendeles, Channa Horwitz, Nick Koppenhagen, Tim Lee, Sol LeWitt, Lucy R. Lippard, Almir Mavignier, Jonathan Monk, Susan Morris, Michael Müller, Matt Mullican, Henrik Olesen, Ulrike Ottinger, Lia Perjovschi, Michael Riedel, Arno Schmidt, Barbara Schmidt Heins, Sigrid Sigurdsson, Fiete Stolte, Josef Strau, Rayyane Tabet, Rirkrit Tiravanija, Joëlle Tuerlinckx, Jorinde Voigt, Tris Vonna-Michell, Hannah Weiner, Lawrence Weiner

Kuratiert von Miriam Schoofs (Kunsthistorikerin und Kuratorin Berlin/Hamburg) und Katja Schroeder (künstlerische Leiterin Kunsthaus Hamburg).


Digitale Publikation in Kooperation mit der HFBK Hamburg, Klasse für Typografie (Laurens Bauer, Mitko Mitkov)