Miriam Schoofs im Gespräch mit Sigrid Sigurdsson

Architektur-der-Erinnerung22
Detail aus der „Architektur der Erinnerung“, Osthaus-Museum Hagen,
Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf

Montag, 13. Juni 2016, 18 Uhr
Ausstellungskuratorin Miriam Schoofs im Gespräch mit Sigrid Sigurdsson

Die Hamburger Künstlerin Sigrid Sigurdsson, welche zur selben Zeit wie Hanne Darboven an der Hochschule für Bildende Künste (HFBK) studiert hat, setzt sich in ihrer Arbeit mit Gedächtnis, Erinnerung und Geschichte auseinander, ausgehend vom Nationalsozialismus bis hin zu aktuellem Zeitgeschehen und mit Blick in die Zukunft. Ihre vielseitige Arbeitsweise und Offenheit ihrer künstlerischen Struktur umfassen Zeichnungen, Malerei, Text, Fotografie, Konzeptkunst, Film und Installation unter kontinuierlicher Einbeziehung der beteiligten Institutionen und AutorInnen.

Sigurdsson wird einen Ausschnitt (die Aktensammlung „Vorwort für Gestern“) aus dem Raum der umfangreichen „Architektur der Erinnerung“ vorstellen, eines Projektes, welche sie seit 1961 kontinuierlich weiter führt. Dieses einzigartige ‚work in progress‘ wird mit den verschiedenen Modi der Darstellung und Verarbeitung von Zeitverläufen und Zeitgeschehen im Werk Hanne Darbovens und anhand anderer zeitgenössischer konzeptueller Positionen, welche die Ausstellung „…und eine welt noch“ versammelt, in Bezug gebracht.

Anhand verschiedener Dokumentationen wird Sigrid Sigurdsson ihre Arbeitsweise erläutern und nicht zuletzt ihr aktuelles Projekt „Die Bibliothek der Alten“ (seit 1999) für das Historische Museum Frankfurt a. M. vorstellen, welches ständig materiell und inhaltlich ergänzt und im Herbst 2017 im Neubau des Museums als „Bibliothek der Generationen“ neu präsentiert wird.

Ergänzt wird das Künstlergespräch durch einen kuratorischen Rundgang mit Miriam Schoofs durch die Ausstellung.

Sigrid Sigurdsson ist 1943 in Oslo geboren, studierte 1961-1966 an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg bei Kurt Kranz und ist seit 1991 Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Sie hat an zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen mitgewirkt, und ihr Werk ist Gegenstand einschlägiger Publikationen u.a. von Aleida Assmann, Monika Wagner, Michael Fehr und Martina Pottek.
In den siebziger Jahren konzipierte sie die Methodik der „Offenen Archive“, welche seit den achtziger Jahren in zahlreichen Städten im In- und Ausland in Zusammenarbeit mit Autorinnen und Autoren unterschiedlichster Berufsgruppen, Museen, Universitäten und anderen Institutionen realisiert wird. Im Osthaus-Museum Hagen konnte der „Architektur der Erinnerung“ ein eigener Raum als ,Museum im Museum‘ eingerichtet werden, wovon sich ein Teil stets auf Reisen befindet. Sigrid Sigurdsson bringt dadurch gleichsam die Jetztzeit ins Museum, wodurch das „Morgen“ schon wieder das „Vorwort für Gestern“ darstellt.
www.sigrid-sigurdsson.de

Miriam Schoofs ist Mag. Jur. und Kunstwissenschaftlerin, Kuratorin und Autorin und lebt in Berlin und Hamburg. Zuletzt arbeitete sie als Kuratorin der Sammlung Falckenberg für die Deichtorhallen Hamburg (bis 2013) und als freie wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Hanne Darboven Stiftung (bis 2015) sowie u.a. für die Ausstellungsprojekte im Camden Art Center London (2011), im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía Madrid (2014), sowie als Katalogautorin für die große Darboven Retrospektive in der Bundeskunsthalle Bonn und im Haus der Kunst München (2015/2016) und für die Neupräsentation des Frühwerks in der Hamburger Kunsthalle („Hanne Darboven in progress“, 2016).
Sie schrieb über Hanne Darboven u.a. auch im Rahmen der von ihr kuratierten Ausstellung gleichen Titels in der Galerie P 420 in Bologna (Hg.), „Hanne Darboven: Index“ (Bologna 2012) sowie in zahlreichen anderen Publikationen. Außerdem entwickelte sie das Konzept der Hamburger Ausstellung „…und eine welt noch“, das sie gemeinsam mit Katja Schroeder realisierte.