Shirana Shahbazi

Objects in Mirror
Are Closer than They Appear

Shirana Shahbazi, Installationsansichten, Objects in Mirror Are Closer than They Appear, Kunsthaus Hamburg 2018, Courtesy die Künstlerin und Galerie Peter Kilchmann, Zürich, Fotos: Hayo Heye


SHIRANA SHAHBAZI
Objects in Mirror
Are Closer than They Appear

Eröffnung
Mittwoch, 6. Juni 2018, 19:30 Uhr
Es sprechen: Krzysztof Candrowicz (Künstlerischer Leiter, Triennale der Photographie Hamburg), Katja Schroeder (Künstlerische Leiterin, Kunsthaus Hamburg)

Langer Abend der Photographie
Freitag, 8. Juni, geöffnet bis 22 Uhr


PROGRAMM

Photography versus Contemporary Art: Vortrag von Ekaterina Degot
Sonntag, 10. Juni, 15 Uhr

Finissage: Künstlerinnengespräch mit Shirana Shahbazi
Sonntag, 26. August, 15 Uhr

Ausstellungsrundgänge mit der Kuratorin
Donnerstag, 14. Juni, 18 Uhr
Donnerstag, 12. Juli, 18 Uhr


Shirana Shahbazi macht sich mit ihrer Arbeit zwei elementare Eigenschaften zu eigen, die das fotografische Bild bis heute so faszinierend machen: sowohl die Präzision in der Wiedergabe von Wirklichkeit als auch das Festhalten des flüchtigen Augenblicks. Gleichzeitig verdeutlicht sie durch ihre künstlerische Arbeit aber vor allem, dass es sich beim Sehen um einen hochgradig konstruierten Prozess handelt, der die Wirklichkeit nie abbildet, sondern vielmehr in Szene setzt. Der Blick auf das Leben, die Natur und den Raum spiegelt sich bei Shahbazi als immer schon kulturell und sozial geprägte Erfahrung wider. Wie nah oder fern uns die Welt erscheint, ist nicht zuletzt eine Frage des Bildes, das wir uns von ihr machen.

Shirana Shahbazi komponiert mit fotografischen Mitteln abstrakte Bildräume, die einerseits von intensiver Farbe und anderseits durch harte Schwarz-Weiß-Kontraste gekennzeichnet sind. In der Ausstellung im Kunsthaus Hamburg konzentriert sich Shahbazi auf das Sujet des Raums – sowohl als abstrakte Konstruktion, denn auch als gelebte Urbanität. Ihre nächtlichen Aufnahmen von Teheran zum Beispiel lassen kaum markante Orte wiedererkennen, vielmehr wird eine Stimmung der Stadt in sattem Schwarz und harten Schlaglichtern nachgezeichnet. Demgegenüber stellt sie den abstrakten, maßstabslosen Raum – komponiert als Studiofotografie alltäglicher Objekte – der sich im Bild rein durch Farbe, Licht und Schatten definiert. Ihre Beschäftigung mit dem Raum greift in der Ausstellung weit über die Bildebene hinaus und bezieht die Gestaltung der realen Architektur mit ein.

Mit der gleichen kompositorischen Präzision, mit der sie die Abstraktion inszeniert, portraitiert sie aber auch Menschen und Orte, denen sie zufällig begegnet oder die sie bewusst in Szene setzt; manchmal bleibt dabei unklar, wo der Zufall aufhört und die Inszenierung anfängt. Wenn sie die abstrakte Ebene verlässt, ist ihr Blick kosmopolitisch – verortet irgendwo zwischen Schneebergen, ihrem Fotostudio und den nächtlichen Straßen von Teheran. Es sind Beobachtungen von erhabener, teils romantischer, teils gezähmter Natur, genauso wie von urbanen Stadträumen oder vergessenen Nebenschauplätzen und flüchtigen Momenten. Die – auf den ersten Blick disparaten – Bildsujets (Abstraktion, Natur/Architektur, Stillleben) stellt sie im Ausstellungsraum gleichwertig nebeneinander; weniger im Sinne einer fotografischen Serie oder Erzählung denn als einzelne Elemente einer gesamten Bild-Raum-Struktur.

Aber nicht nur in der Hängung der einzelnen Arbeiten überlagern sich die heterogenen Bildwelten: In den im Kunsthaus gezeigten Siebdrucken beispielsweise verschränkt sie die Ebenen im Bild selbst durch drucktechnische oder fotografische Verfahren. Und so entsteht eine gemeinsame Realitätsebene in der Durchdringung von Natur, Mensch und gebautem sowie abstraktem Raum.

Es scheint, als entstünden Shahbazis Bilder nicht durch das Abbilden der Realität, vielmehr kreiert sie mit ihrem Kameraauge und dem Ausreizen der Reproduktionsverfahren eine ganz eigene Bildwirklichkeit. Die Künstlerin beherrscht den Umgang mit den technischen Mitteln der Reproduktion ebenso wie mit Licht, Raum und Struktur. Dabei sind ihre farbintensiven, teils großformatigen Bilder konzeptionell häufig der Malerei näher als der Fotografie und lassen an kunstgeschichtliche Ikonen wie Lyonel und Andreas Feininger erinnern – sowohl an die konstruktivistischen Farbkompositionen des Ersteren, als auch an die zur Perfektion getriebenen Schwarz-Weiß-Kontraste des Zweiten.

Kuratiert von Katja Schroeder


Shirana Shahbazi(*1974 in Teheran, lebt und arbeitet in Zürich) studierte an der Fachhochschule Dortmund und der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich. Sie hatte international an renommierten Institutionen Einzelausstellungen; zuletzt 2017 im KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst, Berlin; Galerie Peter Kilchmann, Zürich (2017); Kunsthalle Bern (2014); Fotomuseum Winterthur, New Museum, New York (2011); Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam (2009); Swiss Institute, New York (2007); Sprengel Museum, Hannover (2006) und Centre d’Art Contemporain, Genf (2005). Shirana Shahbazis Arbeiten sind in zahlreichen öffentlichen Sammlungen vertreten: unter anderem Tate Modern, London; Frans Hals Museum, Haarlem; Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich; Fotomuseum Winterthur und Museum of Modern Art, New York City.


Mit freundlicher Unterstützung von

Pro Helvetia            


Dank an


Die Ausstellung findet im Rahmen der 7. Triennale der Photographie Hamburg 2018 statt.

Triennale der Photographie 2018 Hamburg