Schattendemokratien, Anti-Faschismus und die queere Kunst der Gastlichkeit

Vortrag von Luce deLire & Künstlerinnengespräch mit Lila-Zoé Krauß

Bild 1: Installationsansicht: Lila-Zoé Krauß – [After her Destruction], Kunsthaus Hamburg 2024, Foto: Antje Sauer


Schattendemokratien, Anti-Faschismus und die queere Kunst der Gastlichkeit
Vortrag von Luce deLire & Künstlerinnengespräch mit Lila-Zoé Krauß
Freitag, 12.7.2024, 19 Uhr

Eintritt frei


In ihrer Lecture stellt die Philosophin und Performerin Luce deLire ihre aktuellen wissenschaftlichen Positionen zu Schattendemokratien und queerer Gastlichkeit vor. Im Anschluss daran spricht sie mit der Künstlerin Lila-Zoé Krauß über gesellschaftliche Normen, progressive queere Politiken und deren Rolle in ihrer aktuellen Ausstellung [After her Destruction].

Laut deLire lässt sich in den letzten Jahren eine doppelte Bewegung beobachten: Die Gesetzgebung ziehe sich hinter Gerichte und Individualverantwortung zurück. Gleichzeitig schaffe sie untergesetzliche, aber wirkungsvolle Normen. Daraus ergibt sich deLire zufolge eine Entpolitisierung der Politik im Lichte einer Schattendemokratie. Die Logik dieser Schattendemokratie und ihre autoritäre Tendenz verdeutlicht deLire in ihrem Vortrag am Beispiel von trans Politik. Dabei thematisiert sie das sogenannte „Selbstbestimmungsgesetz“, welches die Änderung von Namen und Geschlechtseinträgen in offiziellen Dokumenten vereinfachen soll, und macht dann einen Bogen zur Unartikulierbarkeit einer radikalen Politik der Vielen in Deutschland.

Mit einem postkolonialen Blickwinkel schlägt deLire queere Gastfreundschaft als Paradigma einer kreativen Demokratie vor, die uns helfen kann, unsere Schattendemokratie nicht in einen Faschismus kollabieren zu lassen. Gastlichkeit kann uns laut deLire helfen, die Schattendemokratie stattdessen in Richtung einer Gesellschaft zu überwinden, die von Euphorie und Begeisterung geprägt ist. Die Ausgestaltung dieser kreativen Demokratie ist deLire zufolge u.a. eine künstlerische, eine performative, eine choreographische, eine architektonische Aufgabe. Dasselbe gelte für antifaschistische Praxis.


Luce deLire ist ein Schiff mit acht Segeln und sie liegt unten am Kai. Als Philosophin publiziert sie zur Metaphysik der Unendlichkeit, Kunst und politischer Theorie. In ihren Performances verkörpert sie Figuren des kollektiven Imaginären. Weitere Informationen unter getaphilosopher.com. Luce ist Teil der politischen vom Bündnis „Selbst Bestimmung Selbst Gemacht“ (SBSG), einer politischen Aktionsgruppe – siehe queerokratia.de.

Lila-Zoé Krauß studierte Bildende Kunst an der HFBK Hamburg und dem CalArts Los Angeles sowie Sound Studies an der UdK Berlin. Ihre audiovisuellen Arbeiten wurden u.a. auf dem Popkultur Festival, Berlin (2023); bei der Documenta Fifteen, Kassel (2022); im Kvaka Art Space, Belgrad (2022); im Import Export, München (2022); bei Montez-Press-Radio, New York City (2019); im HKW, Berlin (2019) sowie beim Kampnagel Sommerfestival, Hamburg (2018) gezeigt. Sie lebt und arbeitet in Wien.