Künstleringespräch & Kurzvortrag

Im Rahmen von Leyla Yenirce – SO MUCH ENERGY

Leyla Yenirce (Foto von/photo by Ralf Köster) | Dastan Jasim (Foto von/photo by Riccardo Prevete)


Künstleringespräch & Kurzvortrag
Mittwoch, 19. Oktober 2022, 19 Uhr

Kurzvortrag
Widerstandsgeschichte im Iran, Irak, Syrien und der Türkei und die aktuelle Lage 
von Dastan Jasim (Doctoral fellow, German Institute for Global and Area Studies)

Im Anschluss: Künstleringespräch mit Leyla Yenirce und Anna Nowak
Vorab: Führung mit der Kuratorin durch die Ausstellung, 18 Uhr

Videodokumentation


Im September 2022 stirbt die 22-jährige Kurdin Jina Mahsa Amini in Teheran unter Polizeigewahrsam in einem Krankenhaus an einer Hirnblutung durch schwere Gewalt ausgelöst. Ein paar Tage zuvor war sie von der Sitten- und Religionspolizei wegen ihres äußeren Auftretens verhaftet worden. Der Vorfall führt im Iran und außerhalb der Landesgrenzen seit drei Wochen zu massiven, brutalen Protesten. Dabei rufen die Demonstrant*innen „Jin, Jiyan, Azadî – Frauen, Leben, Freiheit“. Dieser Slogan hat seinen Ursprung in der jahrzehntelangen Widerstandsgeschichte des kurdischen Volkes, insbesondere der kurdischen Frauen. Der Kurzvortrag gibt eine Einordnung in die spezifische Geschichte des Widerstandes im Iran, Irak, Syrien und der Türkei im Hinblick auch auf die aktuelle Situation.

Dastan Jasim ist Doctoral Fellow am German Institute for Global and Area Studies in Hamburg und forscht zur politischen Kultur von Kurd*innen im Iran, Irak, Syrien und der Türkei. Für ihre Arbeit ist sie regelmäßig in der Kurdistan Region Irak, wo sie zuletzt im Frühjahr 2022 ihre Feldforschung durchführte.


Die erste institutionelle Einzelausstellung SO MUCH ENERGY von Leyla Yenirce ist ab dem 15. Oktober bis zum 4. Dezember 2022 im Kunsthaus Hamburg zu sehen.

In ihrer künstlerischen Praxis beschäftigt sich die Künstlerin multimedial mit Repräsentation von Widerstand sowie kulturellen, medialen und militärischen Dominanzstrukturen. Sie zeigt den schmalen Grat zwischen verklärender Ideologie und widerständiger Emanzipation auf und verbindet, was oft als Gegensatz angenommen wird: Feminismus und Krieg, Popkultur und Genozid, Begehren, Sehnsucht und Ironie.

Im Kunsthaus Hamburg verflechtet Yenirce Lebensgeschichten von unterschiedlichen Frauen, die sich extremen Missständen widersetzt haben. Die Multimedia-Installation NACHT. SCHLAF. DIE STERNE., 2021 setzt sich mit den letzten Tagen der Hamburger Malerin Anita Rée auseinander, die aufgrund des aufkeimenden Faschismus in den Freitod ging. Gewalt, Zerstörung und Auslöschung werden in der Projektion wehender Haare, im treibenden Noise und der aggressiven Dynamik industrieller Propeller widergespiegelt. Der eindring-liche Sound mischt sich mit Stimmen der britischen Freiheitskämpferin Anna Campbell und der irakisch-jesidischen Menschenrechtsaktivistin und Genozid-Überlebenden Lamiya Aji Bashar. Das Verhältnis von Macht und Ohnmacht wird in der Ausstellung vielschichtig ausgelotet. Sowohl durch die Kraft der rotierenden Propeller als auch auf visueller und akustischer Ebene wird sie zu einem physischen Erlebnis.

Kuratiert von Anna Nowak

Leyla Yenirce (*1992 in Qubîn, Kurdistan) hat 2022 ihr Studium der Bildenden Kunst an der Hochschule für bildende Künste Hamburg abgeschlossen und wurde u. a. mit dem Bundespreis für Kunststudierende, Bonn (2021) ausgezeichnet. Yenirce hat am Kein Schlussstrich Festival, Kampnagel, Hamburg (2021), Paradise, Kurdisches Filmfestival, Berlin (2020) und Hi Ventilation, Kunstverein Harburger Bahnhof, Hamburg (2019) teilgenommen.


WEITERE VERANSTALTUNGEN

Buchvorstellung
Donnerstag17. November 2022, 18 Uhr
Lesung mit den Autor*innen Enis Maci & Mazlum Nergiz
Anschließend DJ-Set €uro€y€z (One Mother)

Finissage
Sonntag, 4. Dezember 2022, 16 Uhr
Künstleringespräch, Leyla Yenirce & Anna Nowak
mit Dr. Karin Schick (Leitung Klassische Moderne, Hamburger Kunsthalle)


Ausstellungsrundgänge
Mittwoch, 19. Oktober 2022, 18 Uhr
Freitag25. November 2022, 18 Uhr
Sonntag, 4. Dezember 2022, 15 Uhr


Mit freundlicher Unterstützung von