Künstler*innengespräch mit Catherine David und Goutam Ghosh

GOUTAM GHOSH – REPTILES

Catherine David (Photo: Bob Goedewaagen) und Goutam Ghosh


Künstler*innengespräch
Montag, 08.04.2019, 19 Uhr
Catherine David (stellvertretende Direktorin des Musée national d’art moderne (MNAM) – Centre Pompidou) im Gespräch mit Goutam Ghosh

Catherine David hat durch ihre kuratorische Arbeit einen global differenzierten Blick auf künstlerische Produktionsweisen geprägt. Ihre kritische Auseinandersetzung mit Kunst aus dem Nahen Osten, Asien und Indien hat den kunstgeschichtlichen Modernebegriff aus einer vielschichtigen geo- und kulturpolitischen Perspektive neu definiert.
 
Ihr profundes Wissen der zeitgenössischen Kunst des indischen Subkontinents und seiner Komplexität spiegelte sich in den vergangenen Jahren u. a. in Gruppenausstellungen wie Paris-Delhi-Bombay… (2011) oder Memories of the futures — Indian Modernities (2017) am Centre Pompidou wieder. Aber auch Einzelausstellungen wie u. a. mit der Künstlerin Nalini Malani (Mumbai) haben dazu beigetragen, unseren Blick auf dominierende Narrative und Zentren künstlerischer Produktion zu reformieren. 
 
Vor diesem Hintergrund wird sich das Gespräch zwischen Catherine David und Goutam Ghosh zwei Themen widmen, die den Künstler in seiner Arbeit nachhaltig beschäftigen: Magie und Animismus.
 
Einen besonderen Einfluss auf das Werk von Goutam Ghosh hat seine Auseinandersetzung mit den Texten des indischen Gelehrten Kaustubh Das, der sich aus einer zeitgenössischen Perspektive mit der indischen Philosophieströmung des Tantra befasst – der Lehre vom Bewusstsein als Grundlage sowohl des menschlichen Denkens als auch des Handelns. Für Ghosh ist dieser Wissenskomplex von Interesse, weil er in einer phänomenologischen Tradition steht, die ihre metaphysischen Erkenntnisse auch aus direkter, physischer oder ästhetischer Erfahrung ziehen, wobei Geist und Materie – ähnlich wie in Ritualen – nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Dennoch folgen Ghoshs Malereien keiner religiösen Logik, sondern verweisen vielmehr auf die Abhängigkeit des menschlichen Erkenntnisprozesses von quantifizierbaren Daten, abstrakten Ordnungssystemen und Mustern, die er in seinen Arbeiten mit filigranen, amorphen oder animistischen Formen in Bezug zueinander setzt. Seine Bilder sind Ausdruck einer Suche nach den verbindenden Momenten der magischen, rituellen und religiösen Kulturen mit jenen der strickt rationalen Wissenschaften.

Veranstaltung in englischer Sprache, Eintritt frei


Catherine David is deputy director of the Musée national d’art moderne (MNAM) – Centre Georges Pompidou in Paris, where she is the head of the Research and Globalisation department since 2014. From 1982 to 1990, David was curator at the MNAM and from 1990 to 1994 at the Galerie Nationale du Jeu de Paume in Paris. From 1994 to 1997, David served as artistic director for documenta X in Kassel, Germany (1997). Since 1998 she has been director of the long-term project Contemporary Arab Representations, which began at the Fundació Antoni Tàpies, Barcelona. Between 2002 and 2004, David was director of the Witte de With Center of Contemporary Art in Rotterdam, the Netherlands. David also curated the ADACH Platform for Visual Arts at the 53d Venice Arts Biennale (2011); the Hassan Sharif retrospective Experiments & Objects / 1979 – 2011 presented at Qasr Al Hosn in Abu Dhabi (2011); MARWAN: Early Works 1962 – 1972 at the Beirut Exhibition Center, Beirut (2013) and Serralves Foundation, Porto (2014); Unedited History. Iran 1960-2014 at the Musée d’art moderne de la ville de Paris and at MAXXI in Rome (2014); and Dia al-Azzawi: A Retrospective (From 1963 until Tomorrow) at Mathaf and Al Riwaq in Doha (2017). As deputy director of the MNAM, Catherine David recently curated several projects among which : Wifredo Lam (2015); Memories for the futures. Indian modernities (2017); or Latiff Mohidin : Pago Pago (1960-1969) (2018).