Rest in the Furrows of My Skin

Alisa Baremboym, Christiane Blattmann, Ruth Buchanan, Åsa Cederqvist, Alice Channer, Mariechen Danz, Sidsel Meineche Hansen, Sarah-Jane Hoffmann, Ida Lennartsson, Shahryar Nashat, Jimmy Robert, Pamela Rosenkranz, Amy Sillman

 

Rest in the Furrows of My Skin, Installationsansichten, Kunsthaus Hamburg 2017, Fotos: Hayo Heye


Rest in the Furrows of My Skin

Eröffnung: Dienstag, 6. Juni 2017, 19 Uhr
Begrüßung: Katja Schroeder (Künstlerische Leitung)
Einführung: Anna Sabrina Schmid (Kuratorin)

Ausstellungsrundgänge
Donnerstag, 15. Juni 2017, 18 Uhr
Sonntag, 16. Juli 2017, 15 Uhr
Mittwoch, 9. August 2017, 18 Uhr


Die internationale Gruppenausstellung Rest in the Furrows of My Skin (dt. Ruhe in den Furchen meiner Haut) zeigt Arbeiten von dreizehn Künstler*innen, die sich mit der Körperlichkeit von Menschen und Objekten sowie deren Verhältnis zueinander befassen.

Vorstellungen von Körperlichkeit haben sich historisch und kulturell bedingt stets verändert, wie auch die Körper selbst. Sie wurden aktiv konzipiert und zum Schauplatz ideologischer Kämpfe. Politische, wirtschaftliche und technologische Entwicklungen waren dabei immer schon von Bedeutung. Angesichts einer weiter fortschreitenden Verschränkung menschlicher Körper mit Ökonomie, Medien und Technologie scheint die Körpergrenze zunehmend unklar – man denke an neue Handlungsmöglichkeiten und erweitertes Körpererleben in virtuellen 3D-Animationen der Spiele-, Sex- oder Sportindustrie. Während die Disziplinierung von Körpern seit der Aufklärung vor allem repressiv von außen betrieben wurde, kann man heutige Biopolitik auch als eine ins Innere verlegte Disziplinierung von Körpern beschreiben. Dies bezieht sich beispielsweise auf intrinsische Leistungsmotivation oder auf Medikamente und Drogen, die den Körper biochemisch verändern. Neben der Globalisierung hat vor allem die Digitalisierung nicht nur Auswirkungen auf räumliche und zeitliche Strukturen, sondern ebenso auf körperliche Aspekte.

Die eigene Körperlichkeit, welche im steten Wandel begriffen ist, wurde und wird sowohl in den Künsten als auch im Alltag permanent verhandelt. Dies gilt nicht nur vor dem Hintergrund der Entwicklungen des späten 20. und 21. Jahrhunderts. Dennoch geben diese Anlass, sowohl die eigene als auch neue Arten von Körperlichkeit zu befragen. Im Zuge dessen ist ebenso die Beziehung zu herkömmlichen Objekten von aktuellem Interesse.

Vor diesem Hintergrund zeigt die Ausstellung Rest in the Furrows of My Skin Arbeiten von dreizehn internationalen Künstler*innen, die Körperlichkeit im Hinblick auf unterschiedliche Aspekte thematisieren: kulturelle und historische Bedingtheit, Manifestation persönlicher Geschichte, Unbehagen, Ängste und Verletzlichkeit, Begehren, Welterleben und Kommunikation, ökonomische, mediale und technologische Wechselwirkungen, Biopolitik, Selbstoptimierung, Krankheit und Tod. Materialien wie Papier, Gips, Textil, Glas oder Holzschnitt werden teils mit Hightech-Materialien und jüngeren Technologien wie CGI-Animationen oder 3D-Druck kombiniert. Motivisch gehen die dargestellten Körper unterschiedliche Verbindungen mit Architektur, Kleidung, medizinischen Produkten sowie anderen Objekten ihrer Umwelt ein.

Selbstbewusst treten einem in der Ausstellung beispielsweise zwei hohe Stiefel entgegen. Christiane Blattmanns High Rise Boots erinnern an Hochhäuser und türmen sich aus gestapelten Gipselementen vor einem auf. Während der menschliche Körper hier abwesend ist, streben die Stiefel hoch hinaus und scheinen vor Persönlichkeit zu strotzen. Ähnlich verhält es sich mit der geometrischen Form in den Farbfotografien von Shahryar Nashat: Glamourös in Szene gesetzt und wertig gerahmt ist die geometrische Form den digitalen Posterdrucken eines menschlichen Körpers gegenübergestellt. Letzterer steckt in einem hautengen Greenscreen-Ganzkörperanzug, wie er für Spezialeffekte im Film als Projektionsfläche verwendet wird, zum Beispiel fürs Modifizieren oder Unsichtbarmachen der Darsteller*innen. Während der menschliche Körper unbeholfen erscheint und im Begriff ist, in der Interaktion mit den ihn umgebenen Objekten schmerzhaft zu scheitern, glänzt ‚La Shape‘ – wie der Künstler seinen Charakter, die geometrische Figur, liebevoll nennt – mit einem souveränen Auftritt.

Haut erscheint in populären medialen Repräsentationen häufig als geschlossene Oberfläche und feste Grenze, die Innen und Außen trennt. Viele der künstlerischen Beiträge hingegen beziehen sich auf die durchlässigen und porösen Eigenschaften von Haut und im übertragenen Sinn auch von Körperlichkeit. Mit der eigenen körperlichen Unbeholfenheit begegnen sie humorvoll und spielerisch den optimierten Repräsentationen menschlicher Körper, dem Anspruch einer technologischen Verbesserung des eigenen Körpers oder der Leistungsstärke nicht-menschlicher Körper und blicken ihrem zunehmend heraufbeschworenem Verschwinden unterschiedlich gestimmt entgegen.

Kuratorin: Anna Sabrina Schmid


Weitere Informationen zu den Exponaten


„Rest in the furrows of your skin“ ist eine Zeile aus dem Song Body Of Work von Asbjørn, der 2015 auf dem Album Pseudo Visions veröffentlicht wurde. Wir danken Asbjørn, Sinnbus Records, Budde Music Publishing und Body Of Work für die Verwendungsrechte.

Arbeiten von Åsa Cederqvist mit freundlicher Unterstützung von IASPIS