I see words – Die Clairvoyantsche Poesie Hannah Weiners

Talk und Workshop mit Franziska Glozer


Hannah Weiner, a film by Phill Niblock, 1975, Installationsansicht Source Amnesia,
Oslo 10, 2014, Foto: Aline Zeltner

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Montag, 6 Juni 2016, 18 Uhr
I see words – Die Clairvoyant Poesie Hannah Weiners
Talk and Workshop mit Franziska Glozer

“THE CAPITAL WORDS, WHICH GIVE INSTRUCTIONS, the italics, which make comments, and the ordinary type, which is me just trying to get through the day.“ (Hannah Weiner)

In tagebuchähnlichen Manuskripten visualisierte die amerikanische Avantgarde-Poetin Hannah Weiner (1928-1996) mit der Schreibmaschine die Sprach- und Stimmfetzen, die sie auf der Stirn von Menschen, an Wände geschrieben oder in der Luft gleitend sah und hörte.

Weiner organisierte und erprobte in den Straßen der Lower East Side der 1960er Jahre gemeinsam mit Künstlern, Poeten und Freunden, wie Vito Aconi, John Giorno und Bernadette Mayer, Poesie als eine Praktik des Happenings und der Performance. Im Jahr 1970, als sie beginnt Worte zu sehen, zieht sie sich fast gänzlich an den Schreibtisch zurück, um die ihr multimedial und simultan zugetragene Sprache zu transkribieren und diese auf Papierseiten zu komponieren und visualisieren.

Während sie sich selbst als ,Clairvoyant’, als ,Hellseherin’, definiert, bemühen ihre Rezensenten, vorwiegend aus der Bewegung der amerikanische Language Poetry, neue Begrifflichkeiten wie ,Intense Autobiography’, ,Large Sheet Poetry’ oder ,Avantgarde-Journalism’ um ihre Schreibkunst zu fassen. Wie kann man mit ihrem Statement: „I see words“ umgehen? Mit welcher Art Aufschreibesystemen operiert sie und was ist es, das wir zu lesen, zu sehen und auch zu hören kriegen?

Im Vortrag wird Hannah Weiners Werdegang und Praxis im Dialog mit zeitgeschichtlichen Ideen und Unternehmungen jener Avantgarden-Poesie der 60er vorgestellt. Der zweite Teil der Veranstaltung hält eine Auswahl ihrer Publikationen, Gedichte und Zeitschriften, in welchen sie publizierte, bereit, die gelesen, diskutiert und zum Mitnehmen selbst kopiert werden können.

Franziska Glozer ist Kunsthistorikerin, Kuratorin sowie Produktionsassistentin für konzeptuelle und intermediale Kollaborationen. Sie ist Mitbegründerin von Radio Arthur (2007 – 2012), welches Audioarbeiten, Recordings und Spoken Words auf radioarthur.ch und Radio Lora, Zürich, produzierte und vorstellte. 2012 – 2015 leitete sie gemeinsam mit Michael Zaugg den Kunstraum Oslo 10, Basel. Glozer schloss ihre Thesis in Kunstgeschichte (Basel/Hamburg) zum Begriff Äther als Wortgefäss, in der sie die künstlerische Verwendung von Athmosphäre und technologischen Entwicklungen reflektiert. 2015/16 war sie als Projektleiterin im Kunsthaus Hamburg tätig und promoviert aktuell zu Hannah Weiner. Glozer lebte in München, Basel, New York, Biel/Bienne sowie Hamburg.

Kuratorische Projekte u.a.: A word for a play, eine Oper in 5 Akten, Kunsthaus Baselland, 2012, radio arthur: a night of visible sounds and sculptured sounds, Kunsthalle Basel, 2013, The State of Making Things, la rada, Locarno, 2013, Henri Chopin und die OU, Oslo 10, Basel, 2013, Source Amnesia, Oslo 10, Basel, 2014, I see a big Apostrophe, Hotel Le A, Paris, 2014, Hannah Weiner, Kunsthalle Zürich, 2015