Das Unvermögen der Realität: Kunst, Kritik, Gesellschaft

Vortrag und Diskussion mit Roger Behrens

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Montag, 21. Dezember 2015, 19:30 Uhr
Das Unvermögen der Realität – Kunst, Kritik und Gesellschaft
Vortrag und Diskussion mit Roger Behrens (Kulturtheoretiker und Autor)

Während die emanzipatorischen Kräfte ohnmächtig in einer Paralyse der Kritik verharren, wird die Kunst in allen möglichen Bereichen – von der Event-Ausstellung über das Theater bis zur Street Art – als erweiterte Bühne des politischen Engagements gefeiert. Verfestigt wird damit ein ästhetischer Schein, der alles andere als Aufklärung bedeutet.

Was sich im neunzehnten Jahrhundert als Moderne Kunst etabliert, definiert sich als »modern« im Sinne einer reflexiven Kritik: Moderne Kunst ist Kunst der Moderne und damit gleichermaßen Selbstkritik der Kunst und der Moderne. Was das bedeutet, zeigt sich in der spezifischen ästhetischen Konfiguration der Moderne: Kritikfähig, aber auch kritiknotwendig wird Kunst, wo sie als »autonome« den freien Markt betritt; ihre ästhetische Gestalt spiegelt, wenn auch ideologisch verzerrt, ihre gesellschaftliche Funktion.

Die ästhetische Kritik der Modernen Kunst konterkariert die soziale Kritik der politischen Bewegungen; deutlich wird das, bei aller Widersprüchlichkeit trotz und wegen der Parallelen, mit den künstlerischen und politischen Avantgarden in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts.

Die Dialektik der Aufklärung, die in der systematischen Massenvernichtung ihren Höhepunkt findet, bezeichnet für die Moderne überhaupt, und insofern auch für die Moderne Kunst eine Krise. Sie wird überwunden durch die Fortsetzung der Moderne als »Gegenwartskunst«; mit der »Postmoderne« und über diese hinaus, stabilisieren sich seit den 1970er Jahren die Kunst und Künste als Betrieb, nämlich Segment der – gesellschaftlich fortgeschrittenen – Kulturindustrie. »Kritik«, emphatisch als künstlerische Form der Politik beziehungsweise politische Form der Kunst verteidigt, gehört dabei nachgerade zum Programm.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der der Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg.